Erneuerbare Energien in Kürrenberg

Die meisten Bürgerinnen und Bürger kennen sie, die großen runden Betonbehältnisse mit oft grünem Zeltdach; die Biogasanlagen unserer Region.

Das Wirkprinzip einer Biogasanlage ist vereinfacht dargestellt, dass organische Abfälle oder nachwachsende Rohstoffe (oft z.B. Mais) unter Sauerstoffausschluss (anaerob) durch Bakterien weiter zersetzt werden (vergären). In diesem Prozess entsteht das Gas Methan. Methan kann aufbereitet ins Erdgasnetz eingespeist werden oder in Kraftwerken zu Strom oder Wärme umgewandelt werden. Biogasanlagen zählen so also auch zu den erneuerbaren Energien und haben den ganz großen Vorteil, dass ihre Leistung regelbar ist.

Wilfried Kraft aus Kürrenberg war einer der ersten Landwirte der Region, der sich traute eine Biogasanlage zu errichten. Anfangs wurde nur die in der Bullenmast anfallende Gülle vergoren. Heute wissen wohl wenige was in Kürrenberg energetisch geleistet wird. Die Söhne Georg und Stefan Kraft ermöglichten Mitgliedern der SPD Mayen spannende Einblicke.

Neben Rindergülle des landwirtschaftlichen Betriebes und Fettabscheider-Inhalten aus Restaurants wird in der Biogasanlage mittlerweile überwiegend der Inhalt der Biotonne (braune Tonne) vergoren. Circa 18.000 Tonnen des vom Abfallzweckverbandes vorbehandelten Bioguts stammen von den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises Mayen-Koblenz. Die Anlage, die in Kooperation mit der Firma Grauel + Werth aus Mayen betrieben wird, wurde im Rahmen der Flexibilisierung auf über das Doppelte an benötigter Motorenleistung vergrößert und kann unter Volllast mehr als 2.800 kW Strom erzeugen.

Für den Stromnetzbetreiber besteht somit die Möglichkeit, die acht MAN-Motoren gezielt zu steuern und den Strom nach Bedarf abzurufen. Die im Prozess anfallende Abwärme wird für die Hygienisierung der Gärprodukte und für eine Holztrocknungsanlage verwendet. Zusätzlich werden einige Wohnhäuser über ein Nahwärmenetz versorgt. Das fertige Gärprodukt wird auf den Feldern des landwirtschaftlichen Betriebes ausgebracht und ist ein wertvoller Dünger für die Pflanzen, welche wiederum der Lebensmittelproduktion dienen. „Das ist ein geschlossener Kreislauf“, freut sich Georg Kraft.

Im Jahr 2019 wurde die Biogasanlage um eine optische Sortieranlage der Firma Tomra Sorting aus Mülheim-Kärlich erweitert. Hier erkennen Kameras Störstoffe im Gärprodukt, welche anschließend mit Druckluft aussortiert werden. Die Gärprodukte werden 16 mal im Jahr durch die RAL Gütegemeinschaft Kompost unabhängig beprobt. Selbst die strengen Grenzwerte für biologisch wirtschaftende Betriebe werden dabei unterschritten.

Anlagen dieser Art werden zukünftig eine größere Rolle bei der Energiewende spielen. Ein großer Vorteil von Biogasanlagen, die mit Biomüll arbeiten ist der deutlich geringere Flächenverbrauch gegenüber Anlagen, in denen Mais umgesetzt wird.

Weitere Beiträge